Wir verwenden keine Cookies. Da wir aber mit Werbepartnern zusammenarbeiten, beachten Sie bitte vor Nutzung der Webseite folgende Details
Schottland-Wegweiser, der Guide für Schottlandurlaub

Crofter und Crofting-Villages - Landpacht auf schottische Art

Crofting ist eine spezielle Form der Landpacht, welche es vor allem in Schottland gibt (Schwerpunkte im Nordwesten und den vorgelagerten Inseln, aber z. B. auch auf der Isle Of Man). Als Crofter werden Landwirte bezeichnet, welche in Pachtform zur Verfügung gestelltes Land zu bestimmten Bedingungen nutzen können. In erster Linie spricht man von Crofting seit dem Beginn der Highland Clearances. Es gab zwar schon zuvor Crofts, aber mit den Clearances entstanden doch vermehrt die bekannten Crofting-Villages.

Die Crofting-Gemeinden ersetzten das alte Farm System bailtean. Dieses System fußte noch auf drei Säulen: Landeigner - Tacksman - Farmer. Hier ging es in der Regel um Weiden und Äcker, welche in einem run rig System betrieben wurden. Der Landeigner (meist aus dem höheren Adel) verpachtete Land an den Tacksman. Die Tacksmen entstammten typischerweise dem 'niederen' Adel, sie verpachteten die Ländereien oft und gern weiter an Landwirte, behielten dabei aber in der Regel die Aufsicht und machten damit mutmaßlich auch ein gutes Geschäft. Das wiederum wollten die Landeigner unterbinden und gingen dazu über, keine Tacksmen mehr einzusetzen und das Land selbst direkt an Crofter zu verpachten (und dann an diesen zu verdienen).

Ebenfalls ein Grund für das neuere Crofting-System war die Aufgabe alter Farming-Methoden durch das so genannte pastoral farming. Vereinfacht gesagt: man setzte weniger auf Anbau als vielmehr auf Beweidung - zunächst vor allem mit Rindern, später vor allem mit Schafen. Damit wurde den Ackerbauern nach Rodungen jede Möglichkeit der Arbeit entzogen, sie wurden schließlich vom Binnenland häufig in die neu geschaffenen Crofting Communities an den Küsten umgesiedelt. Diese auch politisch gewollte Art der Highland Clearances erfolgte vor allem bis in die 1820er.

In diesen Crofting Villages erhielt ein Landwirt in der Regel eine extrem kleine Nutzfläche - er konnte sich ein Haus bauen und das Land bewirtschaften. Dabei blieb er aber letztlich immer abhängig vom Landlord - verlängerte dieser die Pacht nicht mehr, fiel alles an den landlord (auch das Haus). Außerdem waren die Flächen so klein gewählt, dass ein Crofter alleine von der Bewirtschaftung nie hätte leben können. Auch das war so gewollt, die Landeigner wollten, dass die Crofter den Großteil des Jahres für sie in anderen Gewerben arbeiten mussten (häufig in der Fischerei um Herrschafthäuser mit frischen Fisch zu beliefern, aber auch in allen möglichen Gewerken bis hin zum Straßenbau).

Die Not war groß und wurde noch größer, als die 'Kartoffelfäule' (Highland Potato Famine) die Landwirte hart traf. Die Crofter waren gezwungen, die kleinen Flächen möglichst optimal zu nutzen. Dazu war der Kartoffelanbau gut geeignet, aber das Bauen auf die Monokoltur rächte sich für viele Bauern in der Highland Potato Famine von 1846 bis 1856. Es führte sozusagen zu einer zweiten Phase der Clearances - viele Crofter verließen damals die Highlands endgültig und wanderten aus, man schätzt im Nachhinein, dass damals ein Drittel der Bewohner der Highlands das Land verließen.

Ab 1874 kam es zu ersten Widerständen gegen das System. Damals weigerten sich erste Crofter, ihr Pachtland nach 'Kündigung' des Landlords zu verlassen. Das Problem des Crofting und der Crofter wurde bekannter, es formierte sich zunächst eine Highland Land Law Reform Association und später schaffte die Crofters Party sogar den Einzug ins Parlament. Die Clearances sollten gem. politischem Willen eigentlich zur Befriedung der Highlands beitragen, nun schien das Gegenteil einzutreten. Man hatte zudem mit den Aufständen in Irland bittere Erfahrungen machen müssen und so wurde 1866 der Crofters' Holdings (Scotland) Act geschaffen.

Dieses Gesetz war zwar kein großer Wurf, man erkannte aber erstmals gewisse Rechte der Crofter per Gesetz an. Eine Kommission wurde eingesetzt, um die Angemessenheit der Pachtbeträge und die daran geknüpften Bedingungen zu prüfen. Erstmals konnte außerdem gesetzlich verbrieft das Pachtrecht innerhalb der Familie weitergegeben werden. Dieser Act hatte Gültigkeit für eine begrenzte Region - vor allem Shetland, Orkney, Caithness, Cromartyshire, Sutherland, Ross-shire, Inverness-shire und Argyll.

Der Act wirkte sich dennoch positiv aus, denn die Pächter wurden ermutigt und investierten in ihre Pacht. Es ging aufwärts, was man wiederum von seiten der Regierung anerkannte und die Crofter mit mehr Mitteln ausstattete. Das Mittel der Subventionen brachte auf der einen Seite viel, auf der anderen Seite wurde es zu einer Art Hemmschuh. Denn mit dem Crofters Act von 1976 wurde festgelegt, dass Crofter ihr Pachtland für einen festgeschriebenen Wert (max. 15-facher pachtpreis) erwerben durften und somit zum Alleineigentümer werden konnten. Erwarben sie jedoch das Land, verloren sie gleichzeitig den Anspruch auf die bislang zugebilligten Subventionen. Scheinbar ein schlechtes Geschäft, denn nur wenige Crofter nutzten die Möglichkeit 'ihr' Land zu kaufen.

Besser lief es später mit den Community Buy-Outs. Eine Gemeinschaft erwarb dabei gemeinschaftlich größere Landereien im Bereich des Ortes. Darauf aufbauend schuf man 2003 den Land Reform Act, der Crofting-Villages erlaubtes, Land ggf. auch gegen den Willen des Großgrundbesitzers als Gemeinschaftseigentum zu erwerben. Weitere Veränderungen gab es u. a. im Crofting Reform (Scotland) Act 2010, welcher erneut die Rechte von Croftern und Landbesitzern genauer definierte und zudem die Nachfolgeregelung der Landbestellung genauer regelte.