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Schottland-Wegweiser, der Guide für Schottlandurlaub

Dounreay - ein Dark Place

Dounreay (gälisch: Dùnrath) war eine Siedlung an der schottischen Nordküste, die um die ehemalige Burg enstand und später vor allem wegen der hier betriebenen Atomreaktoren Bekanntheit erlangte. Die Anlage ist abseits der A836 westlich von Thurso direkt an der Küste gelegen.

Vorab etwas zu Dounreay Castle

Dounreay Castle (auch Dounreay House) ist im Ursprung ein L-Plan Castle. Die heute als Ruine stehende Anlage befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen AKW Dounreay und ist daher auch nicht zu besichtigen. Castle und dazugehörige Teile sind Denkmalgeschützt.

Das Castle stammt mutmaßlich aus dem späten 16. Jahrhundert, gehörte zunächst den Sinclairs (of Dunbeath), später den Earls Of Caithness, den Forbeses, den Mackays Of Reay und später den Mackays of Tongue. Das Castle soll bis 1863 bewohnt gewesen sein, wurde dann aufgegeben und stand schon um 1910 in einem Ruinenähnlichen Zustand ohne Dach da.

Um 1997 versuchte man etwas mehr der Historie zu ergründen, was aber aufgrund der sicherheitstechnischen Auflagen des AKW Geländes schwierig war und am Ende auch kaum Brauchbares brachte.

Das AKW zu Dounreay

Das Gelände wurde nach dem II. Weltkrieg von zwei Institutionen genutzt: der UKAEA (United Kingdom Atomic Energy Authority, also der Atomenergiebehörde) und dem Verteidigungsministerium des Landes (dem Ministry Of Defence). Betrieben wurden von der UKAEA drei Anlagen für die Stromerzeugung (schnelle Brüter) und zwei Reaktoren vom Verteidigungsministerium - diese vor allem zur Erforschung bzw. Nutzung für atombetriebene U-Boote. Daneben hat man irgenwann auch noch mit Wiederaufbereitungsanlagen begonnen.

Die Anlage machte vor allem durch unglaublich viele Pannen von sich reden, so richtig rentabel war das alles scheinbar auch nie. Zumindest wurden die Reaktoren stillgelegt, als es keine staatlichen Subventionen mehr gab. Soviel zur Rentabilität von Atomkraft. Darüber hinaus betrieb man hier auch die allseits heiß diskutierten Wiederaufbereitungsanlagen, in die übrigens auch Material aus Deutschland verbracht wurde. Auch diese heiklen Anlagen wurden stillgelegt, das Material wurde ins englische Sellafield gebracht.

Nach der Abschaltung ging das gesamte Gelände in den Eigentum der NDA (Nuclear Decommissioning Authority), welche sozusagen mit dem Rückbau des Geländes beauftragt ist. Auch nach Abschaltung kam es immer wieder zu Zwischenfällen, vor allem durch Brände auf dem Gelände und auch dadurch freigesetzte radioaktive Partikel.

Eine mögliche Nutzung des gesamten Geländes wird, egal wie der Rückbau vonstatten geht, wohl kaum vor 2333 möglich sein. Im Grund wird zunächst einmal einiges der Anlage stehenbleiben,. Wenn man so möchte, ist Dounreay sogar eine Art Tourismusattraktion. Eine zweifelhafte Sache, aber über Geschmack lässt sich nicht streiten. Was bleibt ist in jedem Fall ein Eindruck dessen, was Atomkraft so anrichten kann. Der Rückbau dauert lange und kostet verdammt viel Geld. Über die Entsorgung belasteten Materials ist man sich immer noch nicht im klaren und die Langzeitfolgen für die Umgebung sind erheblich.

Neben vielen kleinen Pannen sorgte dafür vor allem die irsinnige Form der Entsorgung auf den Gelände. Die Betreiber kamen irgendwann auf die Idee, auf dem Gelände einfach einen Schacht zu graben, radioaktiv verstrahltes Material dort hineinzugeben und das ganze mit einer Schicht von Natrium und Sodium abzudecken. Irgendwann drang Meerwasser ein, das Gebräu explodierte und das verstrahlte Material wurde freigesetzt. Noch heute gilt der Meeresboden um Dounreay als verseucht, die Fischerei ist hier verboten. an den Stränden gibt es nach wie vor Warnschilder, welche man auch Ernst nehmen sollte. Von Zeit zu Zeit werden hochgradig verstrahlte Stücke gefunden - den Rekord bildete ein Findling am Sandside Beach mit einem Wert von 2 Millionen Becquerel (!)

Nach Abschaltung verblieben nach ersten offiziellen Meldungen 18.000m³ radioaktiv kontaminiertes Land sowie 28.000m³ durch Chemikalien belastetes Land, ca. 900 Tonnen belastetes Natrium, 1.350m³ mittel bis hochbelastete Flüssigkeiten sowie große Mengen radioaktiver Abfälle, welche auf dem Gelände gelagert wurden. Das Gelände an sich bleibt wegen der Vorkommen von Uran und Radium ein Sicherheitsrisiko, welches daher auch streng bewacht wird.

2006 kam ein Fachgremium zum Schluss, dass man mit wesentlich mehr Problemen zu rechnen habe, als bislang bekannt. Zu dem Zeitpunkt untersuchte man u. a. Teile der Anlage, welche der Betreiber zuvor überhaupt nie beobachtete. Zu dem Zeitpunkt wurden Kosten für den Rückbau in Höhe von 2,6Mrd. Pfund veranschlagt.

Immerhin wurde die ehemals verantwortliche UKAEA 2007 vom Gericht in mehreren Punkten schuldig gesprochen (u. a. illegale Entsorgung an Land und drei Fälle von mangelhafter Sicherung mit der Folge der Verseuchung des Meeres). Die Strafe dafür indes war lächerlich milde - die UKAEA musste 140.000 englische Pfund berappen.

So oder so bleibt Dounreay ein Thema, welches die Region prägt. Neben den ganzen Unbillen war Dounreay auch ein Wirtschaftsfaktor, der viel Geld in die Region brachte. Es gab viele Arbeitsplätze und vor allem Orte wie Thurso konnten im Grund nur wegen Dounreay wachsen. Die Frage ist, ob es das alles Wert war. Als Dounreay noch lief, gab es ein Besucherzentrum. Dieses wurde nach Abschaltung geschlossen und rund um die Anlage ist aus Sicherheitsgründen eine Art Sperrgürtel angelegt. D. h. einen Blick gibt es nur aus der Ferne von der Public Viewing Area mit Infotafeln und Parkplatz. Nähere Infos zur Lage und dem Stand des Rückbaus gibt es in der Public Information Office in Thurso (Olrig Street)

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